Sonntag, 22. Mai 2011

Bleistiftportrait eines Hovawarts Schritt 4c: Die Details (Augen)

So, heute gehts zum letzten und (für mich) wichtigsten Schritt: Die Augen

Die Augen machen ein Bild erst lebendig, bringen Lebensfunken und Persönlichkeit. Deswegen spare ich mir die Augen oft bis zum Schluss auf, um - wie Dr. Frankenstein ;-) das Bild erst zu beleben, wenn es ansonsten fast fertig ist.

Unabhängig vom Schöpfer-Komplex ist es aber auch aus anderen Gründen sinnvoll, mit dem Fertigstellen der Augen zu warten: Wir Menschen und fast alle anderen Tiere sind genetisch darauf programmiert, Augen anzusehen. Ein Augenpaar ist quasi der optimale "Eye-Catcher".

Was bedeutet das für den Künstler?

Wenn die Augen fertig sind, und wir betrachten das Werk, wandert unser Blick automatisch zu den Augen. Immer. Das bedeutet, dass wir vielleicht von anderen Aspekten des Bildes abgelenkt werden, und dass wir eher dazu neigen, das Bild "als Gesicht" zu sehen und dass wir einzelne Details nicht mehr beachten.

Und da Details bei mir das Non-Plus-Ultra sind, ist das ein wichtiger Punkt :-)

Aber nun genug philosophiert, hier kommen endlich Bilder:


Das ist die Vorzeichnung. Sieht ein wenig Zombie-mäßig aus, zugegeben, aber sie enthält ja auch nur die wichtigsten Linien: Lage der Pupille, der Schatten und der Lichtreflexe.



Hier sind die Schattenflächen ausgefüllt, auf der Iris liegt ein Farbverlauf der andeutet, dass der Augafel kugelförmig ist - deswegen ist das Auge an den Rändern dunkler.
Merke: Beim Hund und vielen anderen Tieren füllt die Iris (Regenbogenhaut, "das Bunte") den sichtbaren Augenbereich komplett aus. Die Lederhaut ("das Weiße") ist maximal im Augenwinkel zu sehen oder wenn das Tier die Augen weit aufreißt.

Wichtig sind auch die dunklen "Streifen" rund um den Augapfel - das sind die Augenlider des Hundes, die im Gegensatz zu unserem nur schmal und schwarz sind.



Hier kommen Schatten und tiefere Schwarztöne ins Spiel, außerdem haben viele kleine konzentrische Striche die Struktur der Iris hervorgehoben: Vom Rand bis zur Mitte, also zur Pupille hin, verlaufen im Säugetierauge Strukturen, die bei Lichteinfall wie schimmernde Linien aussehen. Sie sind Teil des Mechanismus, der die Pupille zusammenzieht und erweitert, grade bei helleren Augen kann man sie gut erkennen (auch beim Menschen z.B.).
Insgesamt gesehen sind Hundeaugen, z.B. im Vergleich zu Katzenaugen, nicht ganz so klar und strahlend, beim Hund ist der Übergang zwischen Iris und Pupille oft nicht so scharf abgegrenzt (bei Katzen sind die Augen größer und insgesamt "wichtiger" für Leben und Kommunikation, vermutlich sind die Strukturen deswegen klarer ausgeprägt.). Also achtet darauf, Hunde- und Wolfaugen nicht ganz so juwelenartig leuchtend zu zeichnen - das kann das Tier seltsam oder gefährlich blicken lassen statt treu.



Jetzt mit Pupille und tieferen Schatten - auch die kleinen Augenlider werfen Schatten auf den Augapfel! Die Augenlieder sind glatt und feucht, da müssen also genügend scharf abgegrenzte Glanzlichter zu sehen sein.



Als letzte Feinheiten habe ich noch die Form der Lichtreflexe am Auge geändert - die sind im Wirklichkeit selten kugelrund, sondern länglich und an einem Ende (hier zur Nase hin) leicht "verwischt". Der Übergang zur Pupille hin wurde auch noch ein wenig abgedunkelt, sodass der Kontrast nicht so stark ist.


Und das war`s!  Aus ganz vielen kleinen Schritten wird ein ganzer Hund!




Ich hoffe, diese Reihe von Einträgen hat euch gefallen! Inzwischen ist das Bild auch glücklich bei seiner Auftraggeberin, und ich sitze an meinem nächsten Projekt: Einer Ausstellung!
Ich sage nur... Die Wölfe kommen!